Manuela Rottmann (Die Grünen) © Katharina Dubno

Manuela Rottmann (Die Grünen)

OB-Wahl 2023 — Zehn Fragen an Kandidatinnen und Kandidaten

hallofrankfurt
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6 min readFeb 15, 2023

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Bürgerbeteiligung

1. Wie wollen Sie die Bürger Frankfurts stärker über digitale Kanäle an den Entscheidungen der Stadtpolitik beteiligen? (max. 300 Wörter)

Ich werde die notwendigen Investitionen für eine moderne digitale Verwaltung anpacken, von der vor allem die Mitarbeitenden, aber auch die Bürger*innen und Unternehmen profitieren werden. Der gesamte Service der Verwaltung für Bürger*innen und Unternehmen wird bis 2030 durchgängig digital angeboten. Über eine Vorhabenliste sollen die Menschen sehen, welche Projekte sich in Planung und Umsetzung befinden und sich niedrigschwellig durch Anregungen beteiligen können. Die Stadt entwickelt mit den Bürger*innen darüber hinaus Leitlinien, die verschiedene Beteiligungsformate vorsieht, aus denen die Verwaltung wählen kann — darunter natürlich auch niedrigschwellige, digitale Formate. Ziel ist eine systematische Beteiligung bei allen Projekten der Stadt. Die Plattform frankfurt fragt mich (ffm.de) soll ausgebaut werden zu einem zentralen und übersichtlichen Beteiligungsportal. Wichtig ist aber auch, dass die Menschen sehen, welche Resultate ihr Input hat. Darum soll die Verwaltung auf diesem Wege auch zurückspielen, wie sie die Anregungen berücksichtigt hat. Ich werde aber auch die Gefahr der digitalen Spaltung im Blick behalten: Medienzugang und Medienbildung für alle Generationen ist dafür unerlässlich.

IT- und Kommunikation

2. Frankfurt am Main ist weltweit einer der bedeutendsten Internetknotenpunkte. Was wollen Sie unternehmen, damit Frankfurt diesen Vorteil stärker ausspielt und das hessische Silicon Valley wird?

Der Internetknoten DE-CIX hat eine bedeutende Rolle für Frankfurt. Er ist ein wichtiges Element für die Ansiedlung von Start-ups mit digitalen Geschäftsmodell und bietet damit nicht nur den bereit ansässigen Logistik- und FinTech Unternehmen, beste Arbeitsvoraussetzungen und schafft eine große Anzahl Arbeitsplätze in Frankfurt. Diese IKT Infrastruktur wird auch künftig IT- Unternehmen, im Forschungs-, Sicherheits- oder Dienstleistungsbereich Vorteile verschaffen, Arbeitnehmer*innen zu finden, Infrastruktur auszubauen und sich zu vernetzen. Große Chancen bieten sich auch für Unternehmen, die innovative Lösungen im Bereich der Abwärmenutzung und Effizienz von Rechenzentren entwickeln. Als Oberbürgermeisterin werde ich diese Standortvorteile international bewerben. Gleichzeitig werde ich, gemeinsam mit unseren Beschäftigten, unsere Verwaltung zur modernsten Großstadtverwaltung Deutschlands machen. Wer eine Idee hat, soll sie in Frankfurt schnell umsetzen können. Dazu gehört auch die Bereitstellung attraktiver Flächen für Gründer*innen.

Energie und Umwelt

3. Wie wollen Sie durch Digitalisierung in der Stadt Frankfurt das Klima und die Umwelt schützen?

Die Digitalisierung kann uns helfen, unsere Klimaschutzziele zu erreichen. Sie kann analoge Prozesse mit hohem Energie- und Ressourcenverbrauch ablösen. Aber sie muss dabei aber auch selbst suffizient bleiben, damit die Effizienzgewinne nicht durch den Rebound-Effekt verloren gehen. Dafür braucht es klare Rahmenbedingungen. Ziel muss es sein, mit so wenig Fläche wie möglich auszukommen, die Flächen mehrfach zu nutzen, zum Beispiel durch PV-Anlagen auf dem Dach, von Anfang an den verfügbaren Standard mit dem geringsten Energieverbrauch zu verbauen und Energieverschwendung drastisch zu verringern, indem wir die Abwärme nutzen.
Dabei ist die passgenaue Unterstützung durch die Politik wichtig. Beispielsweise muss die Erforschung der Nutzung von Abwärme gefördert werden und weitere Wege gefunden werden, um die digitale Zukunft der Stadt auch ökologisch und sozial nachhaltig zu gestalten. Die Betreiber von Rechenzentren werden vom Gesetzgeber künftig schon stärker in die Pflicht genommen. Frankfurt kann Vorreiterin sein in der Umsetzung der neuen Vorgaben zur Nutzung von Abwärme. Ziel muss aber letztendlich sein, dass gar keine Kilowattstunde Abwärme mehr verschwendet wird.

Wirtschaft

4. Wie wollen Sie junge, innovative und kreative (Digital-)Unternehmen nach Frankfurt holen?

[Siehe Antwort der nächsten Frage Anm. d. Red.]

5. Was werden Sie unternehmen, damit sich Gründer und Startups in Frankfurt wohl fühlen?

Frankfurt ist ein attraktiver Standort für junge Start-Ups. Das zeigt sich im TecQuartier und anderen IT & Entrepreneurship Hubs in der Stadt. Ich möchte dafür sorgen, dass in Zukunft noch mehr dazukommen, dass die guten Bedingungen in Frankfurt für junge Unternehmen bekannter werden, denn die Gründer*innen-Szene ist für mich eine wichtige treibende Kraft unserer Wirtschaft. Indem wir vor allem auch jungen Unternehmerinnen die Gründung erleichtern, sie fördern und auf den ersten Schritten begleiten, möchte ich digitale und soziale Innovationen in der Stadt nachhaltig unterstützen. Denn Frauen machen immer noch nur 17% der Gründerinnen aus und ihr wirtschaftliches Potential ist damit weitgehend ungenutzt. Mein Ziel ist es sie in der lokalen IKT-Branche der Stadt gezielt anzusprechen. Schwächen des Start-up Standorts wie die Finanzierung und Verfügbarkeit von Risikokapital müssen weiter verbessert werden unter der Prämisse, dass insbesondere Start-ups, die einen Beitrag zur Lösung drängender Zukunftsfragen leisten, insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit, gefördert werden. Allgemein ist es mir auch wichtig, allen Start-Ups in Social- und IT-Hubs attraktive Arbeitsorte in der Stadt zu bieten, so fördern wir sinnvoll Synergien und Effizienz. Denn Büroflächen mit Blick auf die soziale und ökologische Nachhaltigkeit zu gestalten ist für eine zukunftsgewandte IKT-Branche dabei genauso wichtig, wie diesen jungen Unternehmen auf Messen und von der Stadt geförderten Netzwerk- Veranstaltungen die Vernetzung mit anderen Unternehmen und Kunden zu ermöglichen, um die Branche und unsere Stadtwirtschaft gemeinsam weiterzuentwickeln. Auch die internationale Sichtbarkeit dieser Unternehmen werde ich verbessern.

Mobilität

6. Welche Lösungen stellen Sie sich vor, um Individualverkehr (eine Person mit einem PKW), Last-Mile-Logistik (Paketlieferdienste) und ÖPNV nachhaltig miteinander zu verbinden?

Nachhaltige Mobilität für alle bedeutet, Angebote auf ihre Effizienz zu prüfen und sie zu vernetzen. Mit Hilfe einer App wie der RMVGo! können bereits Wege mit verschiedenen Verkehrsträgern geplant werden. Auch der Lieferverkehr ist auf einem guten Weg. Im Logistikkonzept sind dezentrale Paketstationen denkbar, für Anlieferung durch spezielle Straßenbahnen oder die Buchung von Lieferparkplätzen per App sind Pilotprojekte in Arbeit. Die Verknüpfung von ÖPNV und Warenlogistik wurde bislang hauptsächlich in ländlichen Regionen erprobt. Lassen Sie uns das für die Großstadt denken. Grundlegende Dinge wie die Erhöhung der Taktung für den ÖPNV und die Ausstattung der Haltestellen mit solarbetriebenen Anzeigetafeln gehören dazu.

Smart City

7. Was verstehen Sie unter Smart City? (max. 3000 Wörter)

Eine Smart City bedeutet, die Chance der Digitalisierung auf die Organisation einer Stadt zu übertragen. Technische Mittel können Städte und Stadtpolitik darin unterstützen, Probleme bei der Daseinsvorsorge ihrer Bürger und Bürgerinnen passgenau zu lösen. Von der Reduktion der Lebensmittelverschwendung, der optimalen Nutzung von Personen- und Warentransportfahrzeugen bis hin zu Entscheidungshilfen für die Wahl der nachhaltigsten Lösung bei der Beschaffung: Künstliche Intelligenz hat ein großes Potenzial für die nachhaltigere Stadt. Technologische Innovationen sollten den Bürgerinnen und Bürgern nutzen und ihnen auch gehören, sie bezahlen dafür schließlich mit ihren Steuergeldern und oft auch mit ihren Daten.

8. Wie soll Frankfurt im Ranking des Smart City Index des BITKOM von Platz 33 (Stand 2022) unter die Top 10 kommen? Bitte nennen Sie fünf Maßnahmen, die Sie umsetzen werden.

Mein Maßstab sind vor allem die Stadt Frankfurt und ihre Bürgerinnen und Bürger, denen die technischen Maßnahmen nützen müssen. Diese Maßnahmen werden sicher auch das BITKOM Ranking positiv beeinflussen:

  1. Ich werde den Ausbau der Infrastruktur weiter vorantreiben. Hier sind wir schon auf gutem Weg, ich werde dafür sorgen, dass es gut und rasch weiter geht.
  2. Ich werde den Einbau und die Nutzung von Sensorik in verschiedenen Stadtbereichen voran bringen, um die Stadt innovativer, nachhaltiger und flexibler zu machen. Die klimaneutrale Stadt, smarte Mobilität und soziale Initiativen sind Schlüsselthemen für die Stadt.
  3. Open Data Initiativen, digitale Lernräume und Fab Labs sollen in Frankfurt Digitalität erlebbar machen. Bürgerinnen und Bürger bekommen digitale Versuchsfelder, die ihnen erlauben, die Smart-City-Projekte der Stadt mitzugestalten.
  4. Die digitale Verwaltung braucht andere Prozesse als die analoge. Ohne eine kontinuierliche Modernisierung der Verwaltungsverfahren mit dem Expertenwissen der Nutzer*innen kann keine Digitalisierung gelingen. Digitalstrategie und Umsetzung möchte ich enger zusammen führen. Viele engagierte Menschen in der Verwaltung, städtischen Institutionen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft tragen bereits dazu bei, dass Frankfurt “smarter” wird. Daraus einen gesteuerten, gemeinsamen Prozess zu machen mit klaren Zielen wird eines meiner Hauptprojekte als Oberbürgermeisterin.

Gesellschaft

9. Welche aus der Bürgerschaft heraus organisierten Initiativen kennen Sie, die sich für Innovationen, Digitalisierung oder Startup- und Gründer engagieren?

Es gibt viele großartige Initiativen aus der Zivilbevölkerung: Ein paar, die mir gerade einfallen sind die Datenschützer Rhein-Main, der CCC Frankfurt, die Visionärinnen, Techquettes, Jumpp Frauenbetriebe Frankfurt, Digitale Helden gGmH, TUMO Förderverein Frankfurt — aber es gibt noch viele mehr, die einen engagierten Beitrag dazu leisten, die digitale Zukunft unserer Stadt zu entwickeln.

10. In welchem Bereich sehen Sie das größte Entwicklungspotential in Frankfurt?

Das sind vor allem unsere bereits starken Branchen der Logistik und Finanztechnologie, aber auch die wichtigen zukunftsweisenden Branchen der KI-, Smart City und IT Sicherheitsunternehmen, die neben der IT-Forschung und Bildung viel Entwicklungspotential haben, Frankfurt 2030 zu einer nachhaltig digitalen Stadt und Wirtschaft zu machen.

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