Im Sachsenhausen hat Sebastian im November 2018 mit seinem Team den dritten Space von SleevesUp! eröffnet.

Was ich noch fragen wollte …

Mit Sebastian Schmidt

Andreas Söntgerath
hallofrankfurt
Published in
6 min readFeb 12, 2019

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Sebastian Schmidt ist ein Frankfurter Bub. Er wurde in der Mainmetropole geboren und wuchs im Umland auf. Im Main-Taunus-Kreis verbrachte er seine Kindheit. Zum Studium zog es ihn dann wieder zurück in die Stadt. An der Frankfurt School of Finance und Management studierte er Internationale Betriebswirtschaft. Mit dem Studium waren für den heimatverbundenen Studenten mehrere Auslandsaufenthalte verbunden. Zuerst zog es ihn 2009 an die renommierte und älteste Wirtschaftshochschule Kanadas, die École des Hautes Études commerciales Montréal (HEC Montréal). Hier bestehen zu können hieß Abschied nehmen vom entspannten Studentenleben. Für Sebastian hieß es jetzt französisch pauken und für Klausuren lernen. Die Nächte am Schreibtisch waren lang. Nachdem das Semester in Kanada zu Ende, das Französisch ganz passabel und die Klausuren auch bestanden waren, ging es für ihn weiter in den Süden. An der dritt größten Universität Kaliforniens, der San Diego State University verbrachte er ein weiteres Auslandssemester. Die Eindrücke und die Lebensweise in Kalifornien prägten den Bachelorstudenten. Hier war er umgeben von Machern. Seine Kommilitonen hatten Ideen, probierten sie aus und gingen auch mal ein Risiko und hatten eine konstruktive Art mit Scheitern umzugehen. Der Mut zum Risiko, der ungebrochene Glaube an die eigene Idee und die Tatkraft beeindruckten ihn, ist er selbst unternehmerisch geprägt. Seine Eltern führten ein Chemieunternehmen in der Rhein-Main Region. Was das hieß, bekam Sebastian von Kindesbeinen an mit. Und so traute er sich im Herbst 2013 selbst ein StartUp zu gründen. Das war just in der Zeit, als er in Aachen promovierte. Mit seiner Gründung, der Ranx GmbH, verband er zwei wesentliche Bedürfnisse junger Menschen am Wochenende: feiern und Status. Partyfreudige konnten mit einer App beim Feiern Punkte sammeln, die sie gegen Drinks, einen Platz auf der Gästeliste oder eine VIP-Einladung in Clubs eintauschen konnten. Im Frankfurter Nachtleben kannte sich Sebastian Schmidt aus.

Sebastian hat die Lage auch hinter der Bar im Griff. Egal ob auf privaten Parties oder im Chicago Meatpackers.

Als Barkeeper sammelte Sebastian Erfahrungen fürs Leben

Viele Jahre war er Barkeeper in der bekannten Cocktailbar Chicago Meatpackers. Hier mixte er für Gäste aus Nah und Fern die köstlichsten Cocktails und lernte viel über Gastronomie: „Wenn die Bar voll war, musste bei uns jeder Handgriff sitzen und gerade wenn Du hinter der Bar stehst, wirst Du permanent von Gästen angesprochen und dabei ist es den Gästen gleich, ob Du gerade einen Cocktail mixt, Zutaten suchst oder Dich mit Kollegen abstimmst“, schildert Sebastian Schmidt seine Erfahrung. Hier hat er gelernt, konzentriert und fokussiert zu bleiben und fasst sein Prinzip für die Tätigkeit hinter die Bar so zusammen:

Oberste Prämisse in der Gastronomie: bleib immer gelassen, souverän und stets freundlich. Die Gäste schätzen diese Professionalität, besonders bei Barkeepern.

Während seiner Zeit in der Gastronomie hat er unzählig viele Gäste erlebt. „Es war eine sehr lehrreiche Zeit, denn die Gäste verhalten sich sehr eigentümlich. Das reicht von vornehmer Zurückhaltung bis zum Feiern bis der Arzt kommt, inklusive aller Begleiterscheinungen“, erklärt Sebastian. Dabei ist ihm eine Gruppe im edlen Zwirn in Erinnerung geblieben, die kräftig gefeiert hat. Da sich einige Teilnehmer die Cocktails auf dem Weg auf die Örtlichkeiten noch einmal durch den Kopf gehen ließen, sah der Weg zu den Toiletten entsprechend aus. „Ernüchternd ist in solchen Momenten, dass niemand etwas sagt. Für uns wäre es doch eine Kleinigkeit dafür zu sorgen, dass es wieder passabel aussieht und sauber ist. Da müssen doch nicht alle anderen Gäste auch erst durch Erbrochenes laufen“, wundert sich der ehemalige Barkeeper über das Verhalten mancher Gäste.

Als Gründer der RanX GmbH gab lernte Sebastian komplexe Softwareprojekte zu strukturieren. Das half ihm auch bei SleevesUp!

Erste StartUp-Gründung: Inspiriert von der kalifornischen Machermentalität

Inspiriert von feiernden Gästen und deren Bedürfnissen und motiviert von der kalifornischen Machermentalität ging es also 2013 mit RanX los. Schnell wuchs das Team weshalb das Büro bald zu klein wurde. Also brauchten sie neue Räume: “In Frankfurt suchte er mit seinem StartUp Büroräume, doch einem jungen Unternehmen wollte kaum jemand Bürofläche vermieten, denn die Bonität und die Bereitschaft langfristige Mietverträge einzugehen fehlten.”

Also mietete er gemeinsam mit zwei anderen Unternehmen Bürofläche in Rödelheim, einem Stadtteil am Rande Frankfurts. So umgingen sie den Umstand alleine eine horrende Kaution hinterlegen und als einziger Mieter einen langfristigen Mietvertrag abschließen zu müssen. Das Risiko teilten sich die drei Unternehmen. Doch die Fläche war zu groß für die drei Mieter, weshalb sie die verbleibenden 150 Quadratmeter zum CoWorking ausschrieben. Nachdem Sebastian für schnelles Internet, eine angemessene Ausstattung und die nötige Atmosphäre gesorgt hatte, schafften sie es die Fläche in kurzer Zeit zu vermieten.

Ohne Marketingaufwand: “Wir waren völlig überrascht, wie schnell das ging, denn die Fläche lag weder nah an der Innenstadt, noch hatten wir besondere Designermöbel, Kuschelecken oder Community-Veranstaltungen,wundert sich Sebastian noch heute über die enorme Nachfrage. Einzig die Nähe zur Autobahn und eine funktionierende Infrastruktur im Büro waren damals für die Co-Worker wichtig.

Sebastian bringt es so auf den Punkt:

„Keiner unserer Mieter hat uns je nach Yogakursen, Designerlampen oder einer abgefahrenen Limo gefragt. Alles, was für sie wichtig war, war ein funktionierendes Büro zu einem fairen Preis.“

Risiko teilen und Chancen bieten

“Als wir gestartet sind, gab es diesen CoWorking-Markt in Frankfurt noch nicht. Es waren nur wenige Anbieter auf dem Markt, die entweder ausgebucht oder für StartUps zu teuer waren”, beschreibt Sebastian die Situation vor fünf Jahren und fügt an: „Wir waren ja nicht das einzige StartUp, das ein kleines Budget und ein großes Interesse an einem eigenen Büro hatte.“ Der Markt war 2013 extrem übersichtlich. Ein Angebot an Gründer und Unternehmen, die ausschließlich einen funktionierenden Arbeitsplatz suchten, fehlte.

Diese Erfahrungen hat Sebastian nach erfolgreichem Abschluss seiner Promotion im Februar 2018 konsequent auf seine neue Gründung, die SleevesUp! Spaces GmbH übertragen. Mit Passion, Ehrgeiz und Ausdauer hat er aus einer CoWorking-Fläche in Rödelheim mittlerweile drei Flächen in Frankfurt gemacht.

„Uns geht es weniger darum in der Innenstadt zu völlig abgefahrenen Preisen ein CoWorking aus dem Katalog „Schöner Arbeiten“ anzubieten, sondern jungen Gründern, StartUps und Unternehmen ein funktionierendes Büro anzubieten, in dem sie sich um nichts mehr kümmern müssen“,

erklärt Sebastian. Tatsächlich hat eine Umfrage von Sirius unter CoWorkern ergeben, daß Coworkern Drucker und Kopierer (80 %) sowie mindestens ein Meetingraum (76 %) wichtig sind. Nur 27 Prozent der Coworker legen Wert auf Flächen für Freizeitaktivitäten. Sebastian hat in seinen CoWorking-Flächen festgestellt, dass die CoWorker automatisch zusammenwachsen. Dreh- und Angelpunkt ist die Küche. Hier treffen sich alle Mieter, trinken Kaffee, essen oder reden über aktuelle Projekte. Um die Community macht sich Sebastian kaum Sorgen. Sein Engagement gilt besonders, denen die nach pragmatischen Lösungen suchen: „Wir wollen für die da sein, die mal etwas ausprobieren wollen, Risiko eingehen und dafür die nötige Flexibilität brauchen. Das sind Gründer, StartUps und junge Unternehmen in der Wachstumsphase. Wir hatten 2013 das Glück das hohe Risiko mit zwei anderen Firmen teilen zu können. Jetzt wollen wir mit SleevesUp! diese Möglichkeit auch anderen bieten. All-inclusive zu einem erschwinglichen Preis!“

Seit wann wohnst Du in FFM?

Geboren in Frankfurt, aufgewachsen im Main-Taunus-Kreis, seit 2009 wieder in Frankfurt.

Wo kaufst Du ein?

Gerne in der Leipziger Straße, wo es auch noch gute Bäcker und Metzger gibt :)

In welchen Vierteln bewegst Du dich hauptsächlich?

Bockenheim (privat) und beruflich bei meinen Spaces in Rödelheim, Fechenheim, Sachsenhausen und Gallus

Wo wohnst du?

In Bockenheim

Lieblingskneipe — bzw. Café?

Die einzig wahre Jimmy’s Bar, der Klassiker unter Frankfurts Klassikern

Wie bewegst Du dich innerhalb Frankfurts?

Nutze alle Möglichkeiten, meistens allerdings das Auto, da viel zwischen meinen Spaces unterwegs und oft meine Hunde und/oder Nachwuchs dabei ist

Was magst du an FFM?

Weltoffene, kosmopolitische und moderne Stadt, stetig im Wandel und voller Chancen und Möglichkeiten. Alles nah auf einem Fleck. Die Eintracht.

Was würdest Du an FFM gerne ändern?

Dass man auch außerhalb von Frankfurt endlich mal lernt, dass wir hier in der schönsten und besten Stadt der Welt leben. Ansonsten mehr freie Auslaufflächen für unsere vierbeinigen Freunde. Mehr Carsharing Parkplätze.

Lieblingsgetränk?

Kaffee tagsüber, Bier am Feierabend, Schoppe an warmen Sommertagen

Grüne Soße: Mit oder ohne Mayo?*

Das schöne an Großmutters Geheimrezept ist ja, dass man nie genau weiß was drin ist ;)

Sauer- oder Süßgespritzter?

Süßgespritzten trinkt man Dribbdebach

Wie viele Sprachen sprichst du?

Fünf: Deutsch, Englisch, Französisch, Hessisch, und seit ich meine Frau kenne auch Schwäbisch — allerdings nicht verhandlungssicher

Welches Frankfurter Projekt willst du hier lobend erwähnen?

Die Kollegen vom TechQuartier und die damit verbundenen Initativen die Stadt endlich zu einem blühenden und international anerkannten Startup HotSpot zu machen.

Bitte vervollständige folgenden Satz: „In Frankfurt sollte es…“

jeder mal probiert haben.

Nenne uns zwei Personen, die wir unbedingt befragen sollten

Alexander Ubach-Utermöhl von blackprintpartners
Tomas Herzberger der Growth Hacking Coach

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Die Hoffnung stirbt zuletzt. - Dann weiß ich, wer mich zu Grabe trägt.