Nhân Vũ

Zwischen der analogen und digitalen Welt braucht es Brücken

Nhân Vũ
hallofrankfurt

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Nhan im TechQuartier Frankfurt zum Thema Blockchain & Financial Inclusion

Meine berufliche und private Reise hat mich in den letzten 15 Jahren in verschiedene Winkel der Welt gebracht. Nach dem Abitur und der Bundeswehr erstmal ein Zwischenstopp bei einer kleinen Werbeagentur (diese gibt es leider heute nicht mehr) in Montabaur. Hier verbrachte ich dreieinhalb lehrreiche Jahre und erlernte das Handwerk Mediengestalter für Digital und Print. Neben der Ausbildung arbeitete ich zusammen mit einem Freund als Freelancer. Wir setzten das Erlernte direkt in die Praxis um. An manchen Abenden in der Woche besserte ich meine Finanzen als Barkeeper auf.

Es folgten dreieinhalb weitere Jahre in Furtwangen, einer kleinen 6,000 Seelen Gemeinde im Hochschwarzwald. Ich zählte zu den wenigen Studenten des Studiengangs OnlineMedien. Neben dem Studium arbeiteten wir in unserer WG an Projekten. Programmierten Webseiten für die Gastronomie und das Studium. Schon damals war mir die Praxis wichtiger als die reine graue Theorie.

Zu einem der Höhepunkte zählte das Projektstudium. Fünf Studenten arbeiteten über zwei Semester gemeinsam mit einem Unternehmen an einem Projekt. Und das neben dem eigentlichen Studium. Wir programmierten eine Software, die man mit Bildern füttert. Als Ergebnis bekommt man eine Bewertung der Bildqualität. Hat es zu viele JPEG Artefakte, ist es zu hell oder zu dunkel? Handelt es sich um ein Textdokument oder Fotografie? Solche Merkmale konnte unsere Software erkennen. Das verblüffte unseren Auftraggeber, der uns zu Beginn des Projektes ein Proof-of-Concept nicht zutraute.

In meiner Abschlussarbeit ging es weiter mit Bildern. Ich hatte eine Geschäftsidee für ein neues online Werbeformat und habe das Verhalten von Nutzern in Flickr analysiert, wie Sie Schlagworte verwenden, um Bilder mit Zusatzinformationen anzureichern. Mit Python habe ich Metadaten von über 100,000 Bilder aus Flickr gesammelt und analysiert.

Am Ende des Studiums stolperte ich zufälligerweise über eine Stellenausschreibung. Ein Schweizer Softwarehaus mit Entwicklungszentrum in Vietnam suchte einen Trainee. Ich bewarb mich und bekam die Stelle. fünf Monate später befand ich mich in Saigon. Vom Trainee zum Projektmanager und Prozessmanager. Aus einem Jahr wurden dann zwei Jahre. Als Firefighter, der andere Projektleiter und Teams aus der Bredouille rettet, habe ich gelernt, wie ich Softwareprojekte nicht führen werde.

Erstes großes Agile Event in Vietnam — AgileTour 2012
11. Meetup und es war sehr eng und heiß! März 2012.

Die schweizer Firma finanzierte mir ein Scrum Training in Zürich bei Jeff Sutherland. Mein erster Kontaktpunkt mit Agiler Softwareentwicklung. Es machte für mich Sinn und so vertiefte ich mein Wissen. Zurück in Vietnam gründete ich Agile Vietnam. Gemeinsam mit weiteren Freiwilligen (hier zu nennen sind Chris Kruppa, Alex Rosales, Duong Trong Tan) brachte ich Bas Vodde, Ken Schwaber, Mary und Tom Poppendieck, Joe Justice und noch weitere namhafte Menschen aus der globalen agile Community nach Vietnam.

Erster Scrum Master Kurs 2011 mit Bas Vodde organisiert in Ho Chi Minh City

Die ersten Scrum Master Kurse organisierte ich mit Bas Vodde, dabei lernte ich viel von ihm. Innerhalb von zwei Jahren verbreiteten wir die agilen Softwareentwicklungsmethoden im ganzen Land. Zig Events wurden organisiert und die Community wuchs rasant.

Nach zwei Jahren in der Software Offshore-Branche führte mich mein Weg in die Startup Welt. Über einen Bekannten lernte ich den Gründer von joomlart.com kennen. Der erste Joomla Template-Anbieter überhaupt — Made in Vietnam. Wir trafen uns und es funkte. Ich übernahm den Aufbau der Zweigstelle in Saigon als Branch Managing Director, verbesserte die Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen in der Hauptgeschäftsstelle in Hanoi und baute das Team in Saigon auf. Natürlich spielte hier Scrum ein wichtige Rolle.

Es heißt “Wenn es am schönsten ist, sollte man gehen”. In diesem Fall auch bei mir. Während der Zeit in Vietnam machte ich meiner damaligen Freundin und heutigen Frau einen Antrag. Die Familiengründung war in Planung, und wir entschieden uns gemeinsam wieder nach Deutschland zurückzuziehen. Gesagt getan, innerhalb von drei Monaten waren die Zelte abgebaut und wir landeten in Ingelheim am Rhein. Die Stadt, die wir heute unsere Heimat nennen.

Es sind jetzt über 5 Jahre her seit meinem “Rückzug” aus Vietnam. Seit dem entstanden verschiedene Unternehmen, die sich auf Training und Consulting rundum Agile Software Entwicklung, Management 3.0 und Konsorten konzentrieren. Ich glaube, es ist wichtig, dass eine Community nur nachhaltig sich entwickelt, wenn Initiatoren und Gründer sich über die Zeit zurück halten, damit die Community sich “selbst organisiert”, vor allem dann, wenn ich als Viet Kieu (Vietnamese aus der Diaspora) mittelfristig nicht mehr in Vietnam blieb. Im Falle von Agile Vietnam hat es funktioniert, irgendwie. Daher freut es mich sehr Kommentare wie diese zu hören.

Thanks anh Nhân. Time flies so fast, it’s been 6 years since we organized the Agile tour together. Your name is mentioned every year, and a lot this year too. When will we have chance to meet again?

Während meinem zwei-jährigen Aufenthalt in einem Medienhaus im Rhein-Main Gebiet als Männlein für Alles (Programmierung, Grafikdesign, Projektmanagement, Prozessoptimierung, neue online Geschäftsmodelle, Serverwartung, Online Marketing, uvm.), lernte ich einen sehr guten Entwickler kennen. Wir hatten eine Idee und programmierten Nachts an dem Produkt neben meinem Angestelltendasein.

Der Entwickler und ich sahen, dass wir mehr Zeit investieren mussten. So gründeten wir gemeinsam mit einer weiteren Personen die Necara GmbH, zu Neudeutsch auch Startup genannt. Wir entwickelten die Entwicklungsplattform saas.do für Webapplikationen, mit der auch Nicht-Entwickler Web Apps bauen können.

Nachdem das Produkt marktreif war und wir die ersten Kunden hatten, haben wir festgestellt, dass unsere Visionen und Werte nicht mehr passen und es trennten sich unsere Wege. Ich verließ das Team und bin nun als Solopreneur und Intrapreneur (zumindest arbeite ich dran) unterwegs. Wie es zu dieser Trennung kam, durfte ich auf der FuckUp Night Frankfurt vor ca. 1000 Leuten erzählen. Kaum zu glauben, das die Story interessant ist für Personen. Erst vor kurzem hat mich die BASF Stiftung eingeladen über das Thema “Scheitern” zu referieren.

FuckUp Night Frankfurt Oktober 2017. Bild: Frauke Bönsch

Freunde und Kunden schätzen mein breites Wissen über digitale Medien und Technologie. Durch meine Fähigkeit Dinge mit dem Blick eines Benutzers, Mediendesigners, Unternehmers und Entwicklers zu betrachten, kann ich Herausforderungen besser einschätzen. Mit dem Ziel gemeinsam die “beste” Lösung zu finden. Eben 360° Digital.

Ich arbeite gerne an digitalen Produkten mit Menschen zusammen, die Spaß haben etwas zu verändern. Zu meinen Kunden zählen unter anderem Startups wie Betty Blocks, Big Data Analysis GmbH und innoBlock UG. Aber auch super nette mittelständige Unternehmen wie die Colour Connection GmbH aus Frankfurt.

Erstes Blockchain Camp 2018 in Mainz mit der IHK-Rheinhessen organisiert. v.l.r (Dr. Prof. Andranik Tumasjan, Felix Green, Nhan Vu). Bild: MachDeins, Tatjana Herda Munoz

Aktuell fokussiere ich mich auf Blockchain Beratung und Entwicklung von Blockchain-Lösungen für die Industrie. Mein Blockchain-Wissen teile ich auf kostenlosen und offenen Meetups (Crypto Community Mainz) oder kostenpflichtigen Workshops über die chainist.de Marke. Die Crypto Community Mainz habe ich im Dezember 2017 gegründet, nachdem ich den Wunsch hatte mich außerhalb der digitalen Welt von Sub-Reddits, Telegram Gruppen & Co. mit Menschen auszutauschen. Jeden Monat sollte es zu einem Thema ein Meetup geben. Mit dem ersten Meetup im Coworking Space M1 in Mainz am 7. Februar 2018 begann der Stein an zu rollen. Mit dem Ziel Menschen zu vernetzen, Aufklärung zu betreiben und ihnen Blockchain Grundlagen zu vermitteln. Nur so, können wir das Positive aus der Technologie in der Gesellschaft verwurzeln.

Aus diesem “positiven” Grund unterstütze ich Projekte wie positiveblockchain.io und die Gründung des Private-Public-Partnership Kompetenz-Zentrum unter dem Dach der UNECE, letzteres beschäftigt sich unter anderem mit digitalen Technologien und Blockchain, um das Wohlbefinden und Gesundheit von Menschen auf der Welt nachhaltig beeinflussen möchte.

Es sind Menschen, die Technologien erklären, nutzen, verbessern, produzieren, programmieren. Aus diesem Grund glaube ich braucht es Menschen, die die Brücke zwischen den digital “Abgehängten” und Natives schaffen. Digitalisierung hin oder her.

Ich treibe mich aktuell in Mainz und Frankfurt rum. Du triffst mich entweder im Coworking Space M1 an oder auf Meetups in der Rhein-Main-Gegend. Ansonsten arbeite ich oft und gerne von zu Hause aus, um in der Nähe bei meiner Familie zu sein.

Danke an @alipasha für die Gelegenheit meine Story hier zu teilen! Und danke an alle Personen, die mich seit den letzten 10 Monaten auf der Blockchain-Reise begleiten.

Folge mir gerne auf Twitter @jobnomade oder vernetze dich mit mir auf LinkedIn. Ich halte hier auf medium auch ab und zu meine Gedanken fest.

P.S.: Ich bin noch auf der Suche nach Partner und Sponsoren für die Blockchain MakerDays 2019 in Mainz. Ich würde mich von dem einen oder anderen zu hören.

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Ich bin viel zu neugierig. Mache gerne zu viele Dinge gleichzeitig. Code, Design, Methoden, Community, Blockchain. Zu viel halt. Aber das Leben ist zu kurz.